Die Geschichte des Athos
Die Mönchsrepublik Athos ist ein autonomer (selbstverwalteter), aber nicht souveräner (unabhängiger) Staat. Schutzmacht für die Theokratische Republik Athos ist seit 1923 der Staat Griechenland. Er übernimmt sowohl Grenzschutz- als auch Polizeifunktionen für den Heiligen Berg und gewährt zudem jedem in eines der Athosklöster eintretenden Mönch aus dem Ausland die griechische Staatsbürgerschaft.

Dies ist jedoch keine Wahlmöglichkeit, sondern mehr oder weniger Zwang, um eine Verfremdung der Mönchsrepublik zu verhindern. Wenn man nun von Polizei & Co. liest, so sei direkt gesagt, daß auf dem Athos nicht nur Mönche und Novizen leben. Zumindest zeitweise leben auch zahlreiche andere Griechen in der Republik. So beispielsweise die Tavernenwirte aus Dafni und Karies, Ärzte, Apotheker, Bau- und Forstarbeiter.

Auch die griechische Post, die Telefongesellschaft OTE sowie der Elektrizitätsanbieter DEI haben Mitarbeiter auf dem Athos stationiert. Nicht zu vergessen der Gouverneur Griechenlands. Und apropos Polizei: Es gibt auf dem Heiligen Berg eine eigene Athos-Polizei, die allerdings von der staatlichen Polizei sowie dem Zoll unterstützt wird.

Die Einreisebestimmungen für die Mönchsrepublik sind äußerst streng. So erhalten ausschließlich Männer Zugang. Frauen ist der Zugang generell verwehrt, was selbst weibliche Tiere betrifft. Die einzigen weiblichen Wesen auf dem Heiligen Berg sind Hühner, weil einige Mönche frisches Eigelb für die Ikonenmalerei benötigen. Mal von weiblichen Vögeln und anderen Wildtierweibchen abgesehen, die sich auf der Halbinsel herumtummeln.

So gesehen ist der Berg Athos eine Region, in der seit mehr als 1.000 Jahren Menschen leben und sterben, aber nicht geboren werden. Orden (z.B. Benediktiner oder Franziskaner der katholischen Kirche) gibt es im orthodoxen Raum nicht. So halten sich quasi alle Klöster an die Grundregeln des frühchristlichen Kirchenvaters Basilios von Cäsarea, aber auch an jeweils eigene Traditionen.

In der Mönchsrepublik richtet man sich nach dem kinovetischen Prinzip. Dieses umfaßt ein Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams gegenüber dem Abt. Alle Mahlzeiten werden nach der Kinovie gemeinsam eingenommen und Fastenregeln streng eingehalten. Bis 1990 gab es auf dem Athos auch Klöster, die sich nach der Idiorrhythmie richteten.

Bei diesem Prinzip behalten die Mönche ihr privates Eigentum,müssen aber auch für sich selbst sorgen. Mahlzeiten werden nur an hohen Feiertagen gemeinsam eingenommen, ansonsten verköstigt sich jeder so wie er mag oder kann. Im idiorrhythmischen System kommt es aber auch immer wieder zu extremen sozialen Unterschieden.

So leben arme Mönche sozusagen von der Hand in den Mund, während sich reiche Klosterbrüder gar Diener leisten können. Aber wie gesagt gibt es auf dem Athos nur noch die Kinovie. Die derzeit etwa 2.000 Mönche auf dem Heiligen Berg leben nach dem julianischen Kalender, der unserem gregorianischen 13 Tage "hinterherhinkt". Außerdem gilt die byzantinische Zeit.

Bei Sonnenaufgang beginnen die Tagstunden von 0 Uhr bis 12 Uhr, bei Sonnenuntergang die Nachtstunden, ebenfalls 13 Uhr bis 24 Uhr. Da sich Auf- und Untergang der Sonne regelmäßig verschiebt, ändert sich somit auch alle 4 Tage die Uhrzeit. Die Mönche nehmen pro Tag für mindestens 8 Stunden an Gottesdiensten teil, an Feiertagen bis zu 14 Stunden.

Weitere 8 Stunden verbringen sie mit Arbeit, welche vor allem der Versorgung der Mönchsgemeinschaften selbst und der Pilger dient. Dazu gehört Landwirtschaft, Fischfang, Küchendienst sowie Garten- und Reinigungsarbeit. Weitere Arbeiten sind vor allem Ikonenmalerei, Holzschnitzerei, Buchrestaurierung und natürlich Kalligraphie. Es werden aber auch Kerzen gezogen und Stoffe für liturgische Gewänder gewebt.

Von anfallenden Verwaltungsarbeiten und gelegentlichen Renovierungen bzw. Reparaturen mal ganz abgesehen. Das Leben auf dem Berg Athos findet normalerweise in einem der 20 Klöster statt, denen teilweise zusätzlich kleinere Skiten und Kellien unterstellt sind.

Wenngleich es auch hin und wieder Eremiten und Asketen gibt, die allein in Einsiedeleien, kleinen Hütten oder gar Höhlen leben, welche irgendwo in der Bergwelt des Athos versteckt liegen. Dort versuchen sie, in strengster mönchischer Askese zu leben.

Die Aufgabenverteilung in den Klöstern ist hierarchisch gestaffelt. Ganz oben steht der Klostervorsteher, der Abt, welcher zwar von einem Ältestenrat unterstützt wird, aber einzig und allein das Sagen hat. Ein jedes Kloster sendet zudem einen jeweils für ein Jahr gewählten Antiprosopos (einen Vertreter) zur Verwaltungshauptstadt des Athos, nach Karies.

Dort tagt dreimal wöchentlich die Iera Kinotis, die Heilige Gemeinschaft, die das oberste Organ der Mönchsrepublik darstellt. Die Iera Kinotis regelt nicht nur das Zusammenleben der Klöster untereinander, sondern ist auch für die Beziehungen zur griechischen Regierung sowie zum ökumenischen Patriarchat in Istanbul zuständig.

Wenn Mönche sterben, werden ihre Leichname ohne Sarg - sondern nur mit ihren Mönchskutten bekleidet bestattet. Die Gräber kennzeichnen dabei einfache Holzkreuze. Nach drei Jahren werden die sterblichen Überreste exhumiert und die Totenschädel mit Wein ausgewaschen. Sind diese nach der Prozedur weiß, so gelten die Seelen der Verstorbenen als gerettet. Sind sie es nicht, dann gab es wohl ein Problem.

Über seine gesamte Geschichte hinweg konnte sich der Agion Oros einen mal mehr, mal weniger unabhängigen Status erhalten. In jedem Fall verstand und versteht sich der Heilige Berg als eines der wichtigsten Zentren des orthodoxen Glaubens. Leider könnte es aber mit der über 1.000jährigen Geschichte der Mönchsrepublik in gar nicht mal allzu ferner Zeit vielleicht einmal vorbei sein.

Denn die Klöster beklagen sich bereits seit Jahren über fehlenden Mönchsnachwuchs, wenn auch die Anzahl der Glaubensbrüder momentan wieder steigt. So sind viele Komplexe der Klöster verwaist und verkommen dadurch. Sollte sich erst einmal die Anzahl der Mönche eines Klosters auf weniger als 6 verringern, so hat der Staat Griechenland das Recht, das betroffene Kloster in Eigenregie zu übernehmen.

Da dies dann ein erster Schritt in Richtung Athos-Tourismus sein könnte, ist sicherlich nicht nur aufgrund der dadurch entstehenden Erhaltungskosten ein möglicher Gedanke.



Orthodoxie:

Das Wort orthodox heißt "rechtgläubig" und bezieht sich auf den Gegensatz von östlich-orthodoxer und römisch-katholischer Konfession.

Die Kirche im Westen bekam zunehmend politisches Gewicht, nachdem das weströmische Reich zerfallen war.

Und der Bischof von Rom erklärte sich schließlich zum alleinigen Stellvertreter Gottes auf Erden. Vor allem in den Gebieten des oströmischen oder Byzantinischen Reiches stieß diese Auslegung auf wenig Verständnis.

Die Missionierung der Slawen, nicht zuletzt durch Einführung der (kyrillischen) Schrift, machte Konstantinopel zum Zentrum der östlichen Christenheit.

Der Papst und der Patriarch von Konstantinopel (früher Byzanz, heute Istanbul) exkommunizierten sich 1054 gegenseitig. Dies wurde erst beim zweiten Vatikanischen Konzil 1965 zurückgenommen.